Unser Wanderheim Wiehardt

von Günter Tweer

 

In den 50er und 60er Jahren hatte die SGV-Abteilung Lüdenscheid eine relativ junge und erfreulich aktive Wandergruppe. Der Wunsch nach einem eigenen Wanderheim bestand schon lange. Doch als dann im Jahre 1966/67 der Abteilung das Gehöft Wiehardt angeboten wurde, gab es von der älteren Generation starke Bedenken.

 

Durch den neuen Vorsitzenden Emil Rittinghaus wurde eine außerordentlich Mitglieder-versammlung einberufen, in welcher die Meinungen hart aufeinander prallten. Bei der Abstimmung gab es eine knappe Mehrheit für die Befürworter.

 

© Sebastian LoerNachdem der Vorstand mit dem Freiherrn von dem Busche-Ippenburg einen günstigen Vertrag ausgehandelt hatte, konnte das Projekt Wiehardt gestartet werden. Das Haus, landschaftlich sehr schön gelegen, sah von außen nicht schlecht aus, aber innen war es fast wie am ersten Schöpfungstage, zwar nicht leer, aber wüst. Ohne Geld, aber mit viel Idealismus, wurde begonnen.

 

Ein Hüttenausschuss bildete sich, der die Arbeiten koordinierte. Da mit Feuereifer gearbeitet wurde, gelang es, die Zimmer so weit herzurichten, dass schon 8 Wochen nach Pachtbeginn die ersten Übernachtungsgäste aufgenommen werden konnten. Um den Kuhstall zu einem Tages- bzw. Aufenthaltsraum umzubauen, wurde natürlich mehr Zeit gebraucht. Nachdem die Futtertröge ausgebaut und zu Waschtrögen umfunktioniert worden waren, ein großer gemauerter Ofen eingebaut, aus zwei von Grävinglöh herangeschafften alten Wagenrädern Leuchter gefertigt, Holzvertäfelung angebracht und einheitliche Bestuhlung angeschafft worden waren, strahlte der ehemalige Kuhstall eine urgemütliche Hüttenatmosphäre aus.

 

Das Haus füllte sich schnell mit Leben und es war schon bald abzusehen, dass es sich selber tragen konnte. Die Wiehardt wurde zu einem Mittelpunkt der Abteilung. Es haben sich zu keiner Zeit so viele Neumitglieder angemeldet wie damals.

 

Um Geld für notwendige Ausbauarbeiten zu verdienen, wurden Sommerfeste veranstaltet. Mittlerweile hat sich der gute Ruf der Wiehardt und ihre Sommerfeste, zu dem später noch das Kohl- und Mettwurstessen sowie der so genannte Hiärkelmai (das plattdeutsche Erntedankfest) kamen, weit über die nähere Umgebung hinaus verbreitet.

 

Da die Wiehardt sehr einsam liegt, hat man sich immer um gute Nachbarschaft mit den umliegenden kleinen Gehöften bemüht. Nachbarschaft war ja ursprünglich auch Notgemeinschaft, in der einer dem anderen half und wir haben diese Hilfe in der Nachbarschaft oft in Anspruch nehmen müssen. Leider haben wir uns nie so recht revanchieren können.

 

Vor allen Dingen in den Wintermonaten, wenn das Haus oft wochenlang nicht mit dem Auto erreicht werden konnte, hat uns Bauer Mantel mit Pferd und Schlitten die lebensnotwendigen Dinge herangeschafft. Da es auch immer ein Anliegen des SGV war, Brauchtum zu pflegen, hatten die Aktiven von der Wiehardt, das Neujahrs-Singen wieder aufleben lassen.

 

Zu unserer eigenen Freude und die der Nachbarn gleichermaßen, machten wir uns am Silvesterabend auf einen mindestens zweistündigen Weg durch die Nacht zu den umliegenden Höfen, wünschten singend ein gutes „Neues Jahr“ und überreichten den „Neujahrsplatz“, ein wohlschmeckendes, rundliches Hefegebäck.

 

© Sebastian LoerNun besteht die Wiehardt im Mai bereits 40 Jahre. Viele Freunde der Wiehardt sind inzwischen von uns gegangen und die noch der Wiehardt treu gebliebenen sind in Jahre gekommen aber immer noch für die Sache aktiv. Sie haben mit harter Arbeit ehrenamtlich den Erfolg der Wiehardt begründet.

 

Hoffen wir, dass sich in den kommenden Jahren auch jüngere Leute finden, die helfen das Wanderheim Wiehardt für den SGV und die Abteilung Lüdenscheid zu erhalten, denn es ist in den Jahren seines Bestehens vielen Menschen in der Gemeinschaft Gleichgesinnter zur Freude geworden und hat zur Erholung und zur Hinwendung an die Natur für manchen Gast beigetragen.

 

 

Fortschreibung der Geschichte

Unser Wanderheim hat im Jahr seines 40jährigen Bestehens den Sturm „Kyrill“ unbeschadet überstanden, allerdings hat man nun schon vom Hauptweg aus, wieder freie Sicht auf das Haus.

 

Ende 2011 hat Günther Tweer sein Amt als langjähriger Hüttenwart an unseren jetzigen Hüttenwart Wolfgang van Deest übergeben.

 

In 2012 stand für diesen eine große Aufgabe an, denn das Haus musste nach den Anforderungen des Brandschutzes sicher gemacht werden.

 

Sichtbare Auswirkungen dieser Maßnahmen sind die neuen Balkone, die am Wanderheim installiert wurden und als Fluchtwege dienen.

 

Durch fortlaufende Renovierungen, wie zum Beispiel die Erweiterung der Heizungsanlage auch auf den großen Aufenthaltsraum und den neuen Anstrich von außen und innen, wird das Haus attraktiv gehalten, welches auch die gestiegenen Übernachtungszahlen zeigen.

 

Daher wurde auch im Jahr 2017 der Mietvertrag wieder um weitere fünf Jahre verlängert.
Nun freuen wir uns auf ein schönes Picknick am 30.04.2017 rund um unser Wanderheim, um das 50jährige Bestehen des Wanderheims gebührend zu feiern.